Solide Geländeausbildung für Pferd und Reiter

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Vorab muß man sich darüber im Klaren sein, das sich die Ausbildungswege nach der Grundausbildung bei Gelände und Sport unterscheiden. Sichlich ist es klasse, wenn man als Geländereiter einige Dressur- oder Westernlektionen beherrscht. Ich baue ständig im Training solche Übungen ein, um keine Monotonie und Langeweile aufkommen zu lassen.  Dabei kommt es mir nicht so sehr auf die Perfektion (im Sinne von tuniermäßiger Bewertung) an, sondern eher darauf, daß mein Pferd diese Lektionen willig und mit Spaß ausführt.

Pferd:

Voraussetzung für Geländeritte ist eine solide Grundausbildung des Pferdes.

D.h., es sollte zunächst

a – Gewichtshilfen

b – Schenkelhilfen

c – Zügelhilfen

d – Stimme

kennen und annehmen.

Zusätzlich sollte es ab diesem Stadium willig rückwärts zu richten sein und eine Hinter/ Vorhandwendung können. Vorteilhaft ist es, wenn man einen Reitplatz dafür zur Verfügung hat. Mit ein paar Stangen und dem Begrenzungszaun kann man sich gut helfen. Ansonsten kann man solche Übungen im Gelände ganz bewußt üben.

Praxisbeispiel:

Man sucht sich einen schmalen Wanderpfad, der beidseitig dicht bewachsen ist. Nach einigen Metern kann der Weg z.B. mit Gehölz oder Ähnlichem versperrt werden. Man reitet nun vorwärts hinein und kommt nicht mehr weiter, ein Wenden ist nicht möglich. Das Pferd begreift die Situation sehr schnell. Es sollte nur unbedingt darauf geachtet werden, daß das Pferd nicht selbständig Rückwärts geht, sondern auf den Impuls des Reiters wartet. Darauf aufbauend kann die Wegstrecke verlängert werden. Danach sollte es auch bei breiteren Wegen möglich sein. Im Prinzip ist die Übung für die Hinter/Vorhandwendung genauso aufgebaut, der Weg ist jedoch von vornherein breiter, um dem Pferd eine enge Wendung zu ermöglichen.

Ein weiterer sehr wichtiger Punkt ist die Trittsicherheit des Pferdes. Vorraussetzung für folgende Übung ist natürlich, daß das Reiten im Wald gesetzlich erlaubt ist. Man reitet querfeldein in den Wald. Vorsicht vor Wurzellöchern !!
Dabei sollte man gefällte und umgestürzte Bäume bewußt suchen und im Schritt überqueren. Dazu noch ein wenig Slalom um stehende Bäume herum, was das Pferd insgesamt wendiger macht. Diese Übungen sollten in aller Ruhe ausgeführt werden. Schon nach kurzer Zeit nimmt die Konzentrationsfähigkeit und die Gelassenheit beim Pferd deutlich zu. Bei verbesserter Trittsicherheit können die Übungen auch auf steileres Gelände ausgedehnt werden. Im Laufe der Zeit erkennt das Pferd die Bodenbeschaffenheit allein und verändert seine Tritte entsprechen. Eine weitere ganz hervorragende Übung ist das aus der Westernreiterei entstandene Ground Tying. Diese Lektion sollte aber anfangs nur auf einem umzäunten Reiplatz geübt werden. Wir Freizeitreiter kommen immer wieder mal in Situationen, in denen das absteigen unumgänglich wird. Das können z.B. die berüchtigten P…..pausen es Reiters sein oder der Weg ist so versperrt, das ein durchkomen unmöglich ist. Falls man beide Hände braucht um den Weg freizuräumen ist nichts lästiger als ein Pferd, das nicht alleine stillsteht. Umso besser, wenn das Pferd weiss, wann es ruhig zu warten hat. Weitere Übungen sind z.B.: Aussacken, über Planen gehen, GHP-Prüfungen usw.

Reiter:

Die wohl wichtigste Fähigkeit, neben der des Reitens, ist für den Freizeitreiter das vorausschauende Reiten. Man muss in der Lage sein, örtliche Gegebenheiten, fremde Geräusche sowie auch eventl. Gefahren frühzeitig zu erkennen und richtig einzuschätzen. Hierbei sollte man die Dinge tunlichst nicht aus menschlicher Sicht sehen. Pferde haben naturgemäß ihre eigene Vorstellung über die Bewertung von Situationen. Da Pferde ein fotographisches Gedächtnis haben, fällt ihnen selbst die kleinste Veränderung auf. Diese wird es sofort an den Reiter melden. Sei es durch genaues Begutachten oder durch ein Ausweichen. Spätestens da muß der Reiter entsprchend reagieren um dem Pferd den Argwohn zu nehmen. Ähnlich fällt die Reaktion auch bei plötzlichem auftauchen von Tieren, z.B. hervorpreschendes Wild am Waldrand auf. Da hat man als Reiter allerdings nur eine äußerst kurze Reaktionszeit um das Pferd im Griff zu halten. Wenn das Pferd sich in seiner Angst dazu entschließt lieber zu flüchten hat man nicht mehr sehr viel Möglichkeiten. Aber auch solche Situationen kann man zumindest nahezu identisch trainieren.
So erlernt man den sogenannten unabhängigen Sitz noch besser. Es ist sicher für jeden Reiter sehr unangenehm, unfreiwillig und unkoordiniert, absteigen zu müssen.

Praxisbeispiel:

Nehmen wir folgenden Fall:

1. Pferd reagiert ängstlich auf Kühe

2. Reiter reagiert unsicher auf dieses Verhalten

Bei der folgenden Übung sollte man sich nicht unbedingt einen Ausritt vornehmen, da das ganze einiges an Zeit in Anspruch nehmen kann. Man reitet einen Feldweg, an den eine eingezäunte und mit Kühen besetzte Weide grenzt. Der Reiter sieht die Kühe meist bevor das Pferd darauf reagiert. Das Pferd wird im allgemeinen erst in unmittelbarer Nähe der Kühe ein Signal geben. Er weiß, daß das Pferd ab einer bestimmten Annäherung an die Kühe stehen bleibt, nicht vorbei oder gar umkehren will. Es liegt jetzt am Reiter, dem Pferd die Unsicherheit zu nehmen, nach und nach die Angst in Sicherheit zu wandeln. Auf gar keinen Fall sollte der Reiter versuchen das Problem damit zu lösen, indem er immer wieder absteigt um das Pferd an den Kühen vorbei zu führen (ich beziehe mich hierbei auf Situationen die ich in meinem Umfeld durch „Absteiger“ erlebt habe). So lernt das Pferd nur, das es bei Verweigerung seinen Reiter los wird.

Besser sind treibende Impulse, beruhigendes Zureden, die Richtung beizubehalten und viel Geduld. Man gewinnt bei dieser Übung sehr viel an Selbstsicherheit, die sich zwangsläufig auch auf das Pferd überträgt. Oft funktionieren solche Übungen noch besser, wenn ein weiteres, ruhiges unerschrockenes Pferd dabei ist. Das kann dann voraus gehen und dem ängstlichen Pferd zeigen, das da keine Gefahr besteht.

Dabei kann sich der Reiter im wesentlichen auf seinen Sitz, seine Komandos und auf die Beobachtung seines Pferdes konzentrieren. Impulse kommen so präzieser und unmissverständlich für das Pferd. Hat man sich als Reiter daran gewöhnt Augen und Ohren offen zu halten werden auch die Ausritte für alle Beteiligten immer entspannter und angenehmer. Denn, so wie wir ein „Verlasspferd“ wollen, will das Pferd einen „Verlassreiter“.